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Das Klavier von Ernst Lang

Die Familie Lang

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kann die Familie von Raphael Moses Lang (stammt aus Walldorf) nachgewiesen werden. Verheiratet war er mit Rega Elsbach. Dieser erhielt die Erlaubnis, eine Handelsniederlassung bzw. ein Geschäft in Altenbreitungen, im Haus Nr. 84 zu gründen.

David Lang (geb. 1829 – 30. März 1907 in Altenbreitungen), verh. mit Sophie Goldmann (geb. 1836 in Bad Neuhaus – 20. Oktober 1917 in Altenbreitungen) war der Sohn von Raphael Moses Lang.

Folgende Kinder der Familie sind bekannt: Recha, Rudolf,Hermann, Sigmund (geb. 1872), Lina, Markus und Karl.

Der Lageplan zum Haus Nr. 84 in Altenbreitungen

Foto: Lageplan Altenbreitungen, Haus Nr. 84

Geschäftshaus des David Lang in Altenbreitungen

Foto: Geschäftshaus des David Lang in Altenbreitungen


Der Stammbaum der Familie Lang

Der Stammbaum der Familie Lang

Recha Lang wurde am 19. September 1866 in Altenbreitungen geboren. Sie heiratete Adolf Wilhelm Königsberger, der am 7. Februar 1854 in Brätz/Posen geboren wurde. Bis 1939 betrieben sie ihr Herrenmodegeschäft am Markt 39 (Cahn, Moritz – Nachfolger/ Inhaber Wilhelm Königsberger), danach zogen sie in den Kastanienweg 3b.

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Foto: Werbeanzeige

Das Konfektionsgeschäft am Markt 39 in Eisleben

Foto: Eisleben, Markt 39: Konfektionsgeschäft (M. Cahn Nachf.; Inh. Wilhelm Königsberger)


Ihre letzte Adresse war das jüdische Altersheim in der Boelckestraße 24 in Halle/Saale seit dem 1. Dezember 1941. Recha wurde am 19. September 1942 aus Halle deportiert und mit dem Transport: Leipzig XVI/I, am 20. September 1942 in das KZ Theresienstadt gebracht. Hier stirbt sie am 25. Februar 1943, Wilhelm bereits am 10. Oktober 1942.

Ihre Kinder sind Dr. jur. Ludwig Königsberger und Klara Königsberger.

Ludwig (geb. am 27. März 1891 in Eisleben) heiratete Jenny Eckstein (geb. 1895 in Berlin, Vater: Julius Eckstein (1856 – 1907), Mutter: Paula). Sie wohnten ebenfalls in Eisleben, Markt 39. Beide wurden mit ihrer Tochter Marietta Königsberger (geb. 1925) am 1. Juni 1942 ab Kassel-Halle ins Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie am 3. Juni 1942 verstarben.

Ein Bild von Recha Lang

Foto: Recha Lang

Ein Bild von Ludwig Koenigsberger

Foto: Ludwig Königsberger (1914 – 1918 Aktiver Teilnehmer des 1. WK, verwundet und Träger des Eisernen Kreuzes 1. Klasse)

Ein Bild von Jenny Eckstein

Foto: Jenny Eckstein

Ein Bild von Marietta Koenigsberger

Foto: Marietta Königsberger


Verlegung von Stolpersteinen

2008: Am 22. November verlegt der Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Mark 39 in Eisleben drei Stolpersteine zum Gedenken an Ludwig, Jenny und Marietta Königsberger.

Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken

Foto: Stolpersteine

Der Stolperstein für Dr. Ludwig Koenigsberger

Foto: Stolperstein für Dr. Ludwig Königsberger

Der Stolperstein für Marietta Koenigsberger

Foto: Stolperstein für Marietta Königsberger

Der Stolperstein für Jenny Koenigsberger

Foto: Stolperstein für Jenny Königsberger


Klara (geb. 13. Dezember 1892 in Eisleben) heiratete Louis Karfiol (geb. 20. Februar 1884 in Hamburg), sie wohnten in Berlin/Schöneberg. Klara und Louis wurden am 18. Oktober 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo er am 25. Februar 1942 verstarb. Klara deportierte man am 04. Mai 1942 weiter ins Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno), wo sie am 08. Mai 1942 verstarb.


Hermann Lang, geb. am 9. April 1870 in Altenbreitungen, arbeitete als Kaufmann in Schleusingen seit dem 10. April 1895, da sein Bruder Rudolf Lang dort bereits ein Geschäft führte (seit 1888 gekauft von Caroline Nordheimer, geb. Levy aus Erfurt), das er übernahm. Rudolf Lang (geb. 30.6.1859) – Sohn des David Lang aus Altenbreitungen – heiratet am 10.4.1889 Anna Blau (geb. 3.6.1868), Tochter des Fabrikbesitzers Eduard Blau aus Schleusingen in Unterneubrunn kirchlich. Anscheinend hatten sie keine Kinder, sodass Hermann mit seiner Frau Klara das Geschäft übernahm. Klara Lang, geb. Oppenheimer, geb. am 16. Juni 1873 in Poppenlauer/Neustadt a. S., zog am 27. April 1895 nach Schleusingen. Sie führten in der Bertholdstr. 22 ein Manufaktur- und Konfektionsgeschäft, das sie am 30. September 1938 schließen mussten. Hermann und Klara Lang wurden am 19. September 1942 von Weimar in das KZ Theresienstadt abtransportiert. Hermann Lang starb dort am 16. November 1942 und Klara Lang am 7. Januar 1943.

Hermann Lang mit Enkel Ernst auf dem Arm

Foto: Hermann Lang mit Enkel Ernst auf dem Arm, 1931

Schleusinger Schützengilde mit Hermann Lang

Foto: Schleusinger Schützengilde mit Hermann Lang (zweite Reihe, zweiter von rechts)

Schützenkönig Hermann Lang

Foto: Auszeichnung als Schützenkönig von Hermann Lang

Geschäft von Rudolf Lang in Schleusingen

Foto: Geschäft von Rudolf Lang in Schleusingen, in der Langen Gasse (später Bertholdstraße 22)


Das Haus in der Langen Gasse Nr. 141

Das Haus der Familie Lang hat eine wechelhafte Geschichte. Besitz und Verfall können auf der folgenden Seite nachgelesen werden.

Das Haus der Familie Lang

Die Schwester von Hermann Lang, Lina Baldwine Lang, geb. am 1. Februar 1874 in Breitungen, zog am 1. August 1931 von Eisleben nach Schleusingen. Am 23. August 1939 verzog sie zu ihrem anderen Bruder nach Dresden, kehrte aber am 4. Mai 1940 nach Schleusingen zurück, da ihr Bruder ausgewandert war. Sie wurde ebenfalls am 19. September 1942 von Weimar über Leipzig in das KZ Theresienstadt gebracht, wo sie am 5. Oktober 1942 starb.

Der Sohn von Hermann und Klara Lang, Harry Lang, geb. am 9. Februar 1896 in Schleusingen, wurde gemeinsam mit Gustav Götz und dem nichtjüdischen Angestellten der Familie Götz, Ernst Kühner, unter dem Vorwand des Hochverrates verhaftet und in das KZ Buchenwald und danach in das KZ Dachau gebracht. Nach seiner Freilassung am 2. Juli 1939 verließ Harry Lang Deutschland und gelangte nach Shanghai. Seine Frau Ilse Lang, geb. Krause, geb. am 29. März 1906 in Neustadt/OS zog am 10. September 1935 mit ihrem Sohn Ernst Lothar Lang, geb. am 19. März 1931 in Suhl, nach Neustadt/OS. Nachdem Ilses Eltern in Neustadt nach ihrer Zwangsenteignung den Freitod gewählt hatten, wollte sie mit Ernst in die USA auswandern. Da sie weder Ausweise besaßen noch ein Visum für die USA, wählten sie Shanghai, wo Mutter und Sohn bis zum Kriegsende lebten. Erst 1948 konnten sie in die USA einreisen, wo sie in Chicago durch Zufall Harry Lang wiederfanden.

Vermählungsanzeige von Harry und Ilse Lang

Foto: Vermählungsanzeige von Harry und Ilse Lang, Henneberger Kreisblatt vom 5.11.1927

Eintrag ins Handelsregister von Harry Lang

Foto: Eintrag ins Handelsregister von Harry Lang, Henneberger Kreisblatt vom 25.02.1928


Erlebnisse von Ernst Lang

Die Erlebnisse von Ernst L. Lang beschreibt Ernst persönlich in einem Brief an Kerstin Möhring. Auszüge daraus können auf der folgenden Seite nachgelesen werden.

Ein Brief von Ernst L. Lang

Ein Portrait von Harry Lang

Foto: Ein Portrait von Harry Lang

Harry Lang mit seiner Frau Ilse in Chicago

Foto: Harry Lang mit seiner Frau Ilse in Chicago, Ende der 1940er Jahre

Ilse mit Sohn Ernst auf dem Weg nach Shanghai

Foto: Ilse mit Sohn Ernst auf dem Weg nach Shanghai


Der Wunsch des Ernst Lang

Ernst erzählte lebhaft von dem Klavier der Familie, das im Haus Bertholdstraße im Wohnzimmer gestanden haben soll. Die Frage ist, wo das Klavier – sollte es den Krieg überstanden haben – wohl sein könnte.

Ernst Langs Wunsch

Markus Lang wurde am 06. August 1877 in Altenbreitungen geboren. Er wohnte mit seiner Familie in Perleberg. Als Weltkriegsteilnehmer wurde er mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Er betrieb als Kaufmann erst am Großen Marktplatz ein Kurz- und Kleinwarenladen. Später eröffnete er am Hohen Ende 4 ein Geschäft für Damenwäsche. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Wohnung der Familie zerstört. Markus Lang zerrten die Nationalsozialisten aus der Wohnung und trieben ihn durch die Gassen zur Stepenitz. Dort stieß man ihn in das eisige Wasser. Am 14. April 1942 wurde er von Berlin aus in das Warschauer Ghetto deportiert, wo er auch stirbt. Sein Sterbedatum ist nicht bekannt. 2007 wurde in Erinnerung an ihn ein Stolperstein in Perleberg, Am Hohen Ende 4 verlegt.

Karl Lang wurde am 07. Oktober 1879 in Altenbreitungen geboren. Sein Abitur legte er am Schleusinger Gymnasium ab. Vor und während des 2.Weltkrieges lebte er in Berlin. Im Alter von 64 Jahren wurde er 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Hier starb er am 22. Januar 1943.

Ein Bild von Karl Lang

Foto: Karl Lang